Ich hatte die einmalige Gelegenheit, mit den Offizieren und dem Kader der Feuerwehr Volketswil an einem echten Feuertraining teilzunehmen. Aber wie ist es dazu gekommen?

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Im vergangenen November wurde ich von der Feuerwehr Volketswil eingeladen, meinen Arbeitsalltag mit den Feuerwehrleuten zu teilen. Das Thema «expect the unexpected» ist ja ebenfalls das Tagesgeschäft dieser Männer und Frauen.

Ich nahm sie mit in mein Cockpit auf eine Reise. Als Geste der Dankbarkeit und Wertschätzung luden sie mich ein, an ihrem Feuerlöschtraining teilzunehmen, die sie zweimal im Jahr durchführen. Wie aufregend🤩.

Make a Flight Plan – Einen Plan zur Brandbekämpfung erstellen

Um ehrlich zu sein, war ich ein bisschen nervös, als ich mich dem Übungsgelände näherte. Marco, der Ausbildungsleiter und die Crew begrüssten mich herzlich🫶. Wir bekamen die Ausrüstung (Feuerschutzanzüge und -jacke, Handschuhe, Helm und die Ausrüstung) und ich bekam eine ausführliche Einweisung in die Handhabung der Sauerstoffmaske, die Ähnlichkeiten mit der aus dem Airbus hatte. Das Beladen des 25 kg schweren Rucksacks mit den Sauerstoffflaschen erinnerte mich eher an einen Tauchausflug. Mit der schweren Ausrüstung auf dem Rücken ging es ins Haus, wo es bereits auf allen 3 Etagen brannte🔥….

Expect the unexpected

Wir betraten das dunkle Haus und mussten die Stufen und Treppen mit unseren Füssen ertasten – die Wände und das Geländer mit unseren Händen. Einige Kollegen waren bereits dabei, den schweren Feuerwehrschlauch in alle Stockwerke zu verlegen, der den Feuerwehrleuten auch als sicheren Notausgang dient. Für die Piloten: «Folgen Sie den beleuchteten Exitschildern, die Sie zum Notausgang führen») Natürlich ist der Feuerwehrschlauch nicht beleuchtet 😉. Die Dunkelheit und die Hitze waren beeindruckend. Wir schauten einigen Kollegen aus dem ersten Team zu, wie sie das erste Feuer in einem Raum löschten. Wir bewegten uns in der Hocke, da es auf dem Boden «kühler» war.

Mit dem Löschen eines offenen Feuers ist es wie mit der Treibstoffbestellung für Piloten: so viel Treibstoff wie nötig, so wenig wie möglich. Verwenden Sie so viel Wasser wie nötig, um das Feuer zu löschen, aber nicht zu viel Wasser, denn wir wollen keinen weiteren Schaden anrichten.

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Focus on the horizon – Focus on the fire und darauf es zu löschen

Dann war ich an der Reihe: Ich betrat den Raum, immer noch unter der Maske, mit Sauerstoff aus meinen schweren Rucksacktanks und dem schweren Feuerwehrschlauch in der Hand und näherte mich dem Feuer in gebückter Haltung. Ich brachte mich in Position, um das Ventil zu öffnen und das Feuer in der Basis zu löschen. Sobald der starke Wasserstrahl das Feuer löschte, flogen Funken umher und mir schlug eine unglaubliche Hitze entgegen! 🔥🔥🔥

Ich musste mich sofort bücken, die Hitze war auf dem Boden etwas geringer und ich ging langsam aus dem Raum, immer noch darauf bedacht, dass das Feuer wirklich aus war. Der Gang in die Sauna ist nur eine sehr leichte Vorstellung davon, wie ich mich fühlte! Ich war nass bis auf die Knochen. Ich durfte ein anderes Feuer in einem höheren Stockwerk mit einer anderen Technik löschen. Dann brauchte ich eine Pause. Alle Feuerwehrleute tranken draussen viel Wasser, um nicht zu dehydrieren. Und sie erinnerten mich daran, ebenfalls viel Wasser zu trinken, da sie es gewohnt sind, sich gegenseitig umeinander zu kümmern.

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Zwischen zwei Übungen schaffte ich es problemlos gleich zwei Flaschen Wasser auf einmal zu trinken.
Nach der zweiten Übung war ich ziemlich erschöpft. Mit Sauerstoffmaske und der schweren Ausrüstung auf dem Rücken trotzte ich zweimal 25 Minuten lang der Dunkelheit und der Hitze. Man darf nicht vergessen, dass bei realen Bränden neben dieser Grundbelastung noch Menschen und Tiere gerettet werden müssen.

Make a decision

Das ist bei der Arbeit als Feuerwehrmann und als Cockpitbesatzung zu 100 % identisch.
Wenn man sich bewusst in Situationen begibt, wie zum Beispiel in ein brennendes Haus zu gehen, wird man mit der Hitze vertraut und erlernt die richtigen Techniken. Jeder Feuerwehrmann ist sich dessen bewusst, dass die Realität anders aussehen wird und dass er in seiner täglichen Arbeit mit dem Unerwarteten rechnen muss.

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Alle Feuerwehrleute waren sehr zufrieden mit ihrem erfolgreichen Training.
Sie sind sehr froh, dass sie die Möglichkeit haben, zu trainieren und sich weiterzubilden. Übrigens waren alle Feuerwehrleute sehr fit und stark. Sie erzählten mir, dass sie individuell das ganze Jahr über ihr Fitnessniveau halten müssen.

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Meinen ganzen Respekt und meine Anerkennung für diese tapferen Frauen und Männer, die diesen Job für die Bevölkerung in ihrer Freizeit machen. Danke Euch, dass ihr diesen tollen Job 365 Tage lang für uns macht🙏⭐️💐🔥.
Vielen Dank an die Feuerwehrleute und das Kader Volketswil für die Aufnahme im Team und den tollen Austausch🙏. Ihr seid eine einzigartige Crew mit einem tollen Spirit.

Es war für mich ein unvergessliches Abenteuer und Erlebnis🔥🔥🔥, bei dem ich viel gelernt habe.

Esther Zwygart ist Pilotin aus Leidenschaft und blickt bereits auf eine mehr als 25-jährige Karriere als Linienpilotin mit über 13’000 Flugstunden zurück. Sie fliegt die Langstrecken Flugzeugtypen Airbus 340-300 und 340-600 und Airbus 330.
Sie ist Expertin für Themen wie Führung, Change Management, Umgang mit dem Unerwarteten, Kommunikation und Entscheidungsfindung – ganz im Sinne des Erfolgsprinzips #clearedtoland.

Esther steht als Referentin zur Verfügung und gibt ihre Erfahrung weiter, wie Werkzeuge aus dem Airline-Cockpit helfen, auf das Unerwartete vorbereitet zu sein, eine agile Denkweise zu praktizieren und bessere Entscheidungen zu treffen!

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